Wiesen und Weiden sind mehr als englischer Rasen

Wiesen und Weiden bedecken weltweit rund 40% der bewachsenen Landoberfläche. Nur grasende Wiederkäuer, wie Rinder, Schafe, Ziegen, Hirsche, Antilopen, Giraffen und Gazellen können aus dem für Menschen unverdaulichen Gras wertvolle Fette und Proteine aufbauen. Milch und Fleisch können wir dann als Nahrungsmittel nutzen.

Aufgabe 1

  1. Gras, Kuh, Weide … Viele Begriffe hängen mit der Bewirtschaftung von Grünland zusammen. Was fällt dir noch dazu ein? Ergänze die ABC-Tabelle und erkläre in je einem Satz, was sich hinter deinen Begriffen verbirgt.
A
B
C
D
E
F
Gras Pflanzen mit langen, schmalen Blättern
H
I
J
Kuh
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
Weide Grünlandfläche, auf dem Vieh grast
X
Yak ist eine in Zentralasien verbreitete Rinderart
Z

Grünlandnutzung und Landschaftsbild

Damit Grünland auch Grünland bleibt, muss es regelmäßig gemäht oder von Tieren beweidet werden. Nur dadurch, dass immer wieder die Gräser, Kräuter und andere Pflanzen abgeschnitten oder abgefressen werden, bleibt die Fläche „offen“. Ansonsten würden sich sehr schnell kleine Büsche und Bäume ansiedeln und schon nach wenigen Jahren würde die Fläche wie ein Wäldchen aussehen. Das würde das gesamte Landschaftsbild verändern.

Aufgabe 2

Von diesen Wiesen und Weiden, die du hier siehst, können ca. 100 Kühe ernährt werden. Wenn die Bauern keine Kühe mehr halten, wird auch das Gras nicht mehr benötigt. Die Flächen werden aufgeforstet und zu Wald.

  1. Schaue selbst, wie sich dann die Landschaft verändert, wenn die Kühe weniger werden. Verschiebe dazu den Regler.
  2. Urheber: Matthew Dixon

  3. Überlege: Welchen Einfluss könnte diese Veränderung auf die Bewohner und Touristen (Wanderer, Spaziergänger, Fahrradfahrer) haben?
  4. Überlege: In welcher Landschaft würdest du dich am wohlsten fühlen? Begründe deine Meinung.

Die Bedeutung von Wiesen und Weiden

Grünland ist für uns Menschen nur indirekt für unsere Ernährung nutzbar. Wir können die Pflanzen, die dort wachsen, nicht selbst verdauen. Kühe und andere Wiederkäuer können dies und erzeugen so für uns wertvolle Nahrung in Form von Fleisch und Milch.

Aufgabe 3

  1. Aber auch in anderen Bereichen haben Wiesen und Weiden eine besondere Bedeutung. Einige davon siehst du hier aufgelistet. Ordne die einzelnen Aussagen den Bereichen zu.
Aussage Bereich
Wiesen und Weiden sind vielfältige Lebensräume: von feucht bis sehr trocken, von nährstoffarm bis nährstoffreich, von flach bis sehr steil. Hier haben viele spezialisierte Pflanzen und Tiere ihre Habitate.
Im Humusanteil des Bodens ist Kohlenstoffdioxid gespeichert. Grünland enthält im Vergleich zu Ackerland besonders viel Humus.
Auf wenigen Quadratmetern können mehrere hundert verschiedene Insekten, Spinnen, Käfer, Heuschrecken, Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und Ameisen leben.
Wiesen sind ideale Biotope für am Boden brütende Vögel, darunter auch seltene Vögel wie Kiebitz, Bekassine, Uferschnepfe oder Braunkehlchen.
Die weltweit im Boden gebundene Kohlenstoffdioxidmenge ist etwa doppelt so groß wie die in der Atmosphäre und dreimal so groß wie die in der Vegetation.
Zahlreiche Kleinsäuger wie Feldmaus, Wühlmaus, Erd- und Zwergmaus sind für Greifvögel wie den Rotmilan, die Wiesenweihe, den Turmfalken oder die Schleiereule schmackhafte Leckerbissen.
Bei Starkregen fließt im Vergleich zum Ackerland vom Dauergrünland deutlich weniger Regenwasser oberirdisch ab und mehr Regen kann versickern.
Kohlenstoffdioxid im Boden zu speichern ist ein kostengünstiges und sofort einsetzbares Mittel zum Klimaschutz.
In Deutschland kommen im Grünland mehr als 2.000 höhere Pflanzen vor.
Der Erhalt von Dauergrünland ist auch ein zuverlässiger Hochwasserschutz.
Pro 25 Quadratmetern wachsen zwischen 10 und 50 verschiedene Pflanzenarten.
Unter den Wiesen und Weiden befindet sich ein dichtes Wurzelgeflecht. Zusammen mit der geschlossenen Pflanzendecke filtern sie das durchsickernde Oberflächenwasser.
Vor allem an steilen Hanglagen und in Überschwemmungsgebieten von Flusstälern verhindern Wiesen und Weiden durch den dichten Bewuchs und die starke Durchwurzelung, dass der Boden abgetragen wird.
Wanderer und Spaziergänger schätzen auf ihren Wegen den Wechsel von verschiedenen Landschaftselementen und den offenen Blick über Wiesen und Weiden.
Nach Berechnung der Europäischen Union sind Grünland und Wälder sogenannte „Kohlenstoffsenken“. In Europa binden sie jährlich bis zu 100 Millionen Tonnen CO2.
Dauergrünland ist ganzjährig mit Pflanzen bedeckt, der Boden ist stark durchwurzelt und der Humusgehalt deutlich höher als auf Ackerflächen. So kann Grünland viel mehr Wasser speichern.
Tourismus im ländlichen Raum braucht eine schöne und abwechslungsreiche Umgebung. Er kann in vielen Regionen ein zweites Standbein für landwirtschaftliche Betriebe und die ländliche Bevölkerung darstellen.
Wiesen und Weiden sind typisch für Grünlandregionen. Sie sind ein wichtiger Teil des Landschaftsbildes und prägen die Kulturlandschaft Mitteleuropas.
Auf angrenzende Gewässer und Biotope übt Grünland eine Pufferwirkung aus. Daher sind Wiesen und Weiden die beste Basis für sauberes Trinkwasser.
Gerne lauschen die Menschen dem Zirpen der Grillen oder beobachten Schmetterlinge oder Vögel, die über Grünland fliegen. Das gibt ihnen Entspannung in unserer hektischen, städtisch geprägten Umwelt.
Wiesen und Weiden sind typisch für Grünlandregionen. Sie sind ein wichtiger Teil des Landschaftsbildes und prägen die Kulturlandschaft Mitteleuropas.
Feldlerche, Mauersegler, Mehl- und Rauchschwalben jagen über Grünlandflächen nach Käfern, Faltern oder Fliegen.
Menschen kommen immer wieder gerne an Orte zurück, an denen Kühe, Ziegen oder Schafe grasen. Diese "heile Welt" mit der für sie als naturgemäß empfundenen Landbewirtschaftung gibt ihnen Ruhe.
Grünland erzeugt als Anziehungspunkt im Landschaftsmosaik mit dem Wechsel von Äckern, Wäldern und Siedlungen bei Betrachter*innen ein angenehmes Wohlbefinden und Entspannung.

Lebensraum Grünland

Wiesen und Weiden sind Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Dabei unterteilt man diese Lebensräume in die Blütenschicht, Blatt- und Stängelschicht, Streuschicht und Bodenschicht.

Aufgabe 4

  1. Ordne die einzelnen Tiere den verschiedenen Schichten zu, indem du sie in das Bild ziehst.
  1. Wähle ein Tier aus und erstelle zu diesem einen Steckbrief. Suche dir dazu die Informationen aus dem Internet.
Steckbrief
Name
Lebenraum

Warum sind Kuhfladen so wichtig

Bis zu 10 Kuhfladen, zusammen mehr als 30 kg, lässt ein Rind pro Tag fallen. Das ist eine Tonne im Monat, also so viel wie ein Kleinwagen wiegt. Was wir vielleicht etwas ekelig finden, ist für viele andere Lebewesen aber wichtig.

Kuhfladen sind Inseln des Lebens: Viele Käfer und Fliegen lieben Kuhfladen. Auf einem Kuhfladen konnten Forscher bis zu 4000 einzelne Insekten, die mehr als 200 verschiedenen Arten angehörten, beobachten. Für andere ist er eine ideale Kinderstube: sie legen ihre Eier direkt hinein. Aus den Eiern entwickeln sich dank der vielen Nährstoffe im Fladen Larven, die wiederum von Vögeln gefressen werden.

Einige der Tiere wollen wir euch hier vorstellen:

Dungfliegen kommen als erstes zum Kuhfladen. In Mitteleuropa gibt es ca. 140 verschiedene Arten davon. Sie sind 4 bis 15 mm lang, überwiegend sind sie dunkel und metallisch glänzend. Einige sind aber auch leuchtend gelb, wie z.B. die gelbe Dungfliege. Zur Paarung treffen sich die Tiere auf frischem, noch warmem Kuhfladen und legen ihre Eier direkt hinein. Daraus entwickeln sich etwa 10 Millimeter lange Larven, die im Fladen andere kleinere Insektenlarven fressen. Bald tauchen die ersten Mistkäfer auf. Sie graben Gänge in den Fladen für ihren Nachwuchs. Dieser ist dann wieder Nahrung für Spinnen oder räuberische Käfer, wie Stutzkäfer. Davon gibt es bei uns 83 verschiedene Arten. Man erkennt sie an ihren großen Mundwerkzeugen, mit denen sie mit Vorliebe die Larven der Mistkäfer fressen.

Insgesamt entstehen so im Monat auf den Fladen einer einzigen Kuh bis zu 20 kg, also zwei volle Eimer, Insekten. Diese Masse kann z.B. drei Störche oder 30 Stare ernähren. Schwalben fressen z. B. sehr viele Fliegen, die 80 Prozent ihrer Nahrung ausmachen. Ein Rauchschwalbenpärchen vertilgt während einer Brut rund 120 000 Insekten. Das bedeutet, dass die Jungvögel einer Brut und die beiden Elternvögel 1,2 kg Insektenmasse benötigen.

Insgesamt können sich auf einem einzigen Kuhfladen 200 - 300 g Insektenmasse bilden. Auf der Fläche von einem Hektar und drei Tieren auf dieser Fläche bedeutet das: zehn Fladen je Kuh und Tag und bei 200 Weidetagen, dass 1,2 bis 1,8 t Insektenmasse entstehen.

Aber auch andere Singvögel oder Eidechsen nutzen die Insekten als Nahrung für sich oder ihren Nachwuchs. Am Ende werden diese von Greifvögeln oder kleinen Räubern gefressen. So entsteht ein sehr komplexes Nahrungsgefüge. Nach zwei Wochen kommen Regenwürmer. Sie verarbeiten den Rest des Kuhfladens zu wertvollem Humus und Dünger.

Aufgabe 5

  1. Erstelle anhand der Angaben aus dem Text ein Beziehungs- und Nahrungsnetz rund um die Kuhfladen.
Pfeile
Notizkärtchen
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